Wie schön wäre es doch, wenn wir die Hitze jetzt speichern und im nahenden Winter nutzen könnten. Wer sieht, wie angesichts der nahenden Energiekrise die Steinkohle wieder rehabilitiert wird, fragt sich, ob das nötig ist – reicht nicht das Eingeständnis von Fehlern und ein gangbarer Plan für diesen Winter? Muss man dafür Energie schönreden, an der wenig außer der Arbeitsplätze wirklich schön ist?
Der Wunsch nach schönen Geschichten ist gerade in Krisenzeiten riesengroß. Und weil die Energie dafür aktuell nun gar nicht taugt, stehen dann Jennifer Lopeznachhochzeitliche Reisenganz oben.
Man fragt sich nach Gewichtungen oder steht einfach nur das Weltende vor der Tür und alle drehen noch einmal so richtig auf- und durch? Jede 7. Person in Deutschland leidet unter einer Angst. Die Angst vor Kälte ist eine davon. Und in der Tat sterben an Kälte 7 Prozent gegenüber 5 Prozent Hitzetoten weltweit.
Aber das ist so eine Sache mit der Angst. Fakten gegenüber steht sie oft skeptisch da, denn sie sucht und braucht einen Nährboden von Inhalten, die ihr als Begründung dienen. Auch bei der Energiefrage.
Denn schauen wir uns die Fakten an, dann stellt sich die Energiesituation in Deutschland differenziert dar: Strom kommt aktuell laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zu 29,6 Prozent aus Kohle, 23,1 Prozent aus Wind, 13,3 Prozent aus Kernkraft, 12,8 Prozent aus sonstigen erneuerbaren Energien, 10,4 Prozent aus Gas, 9,9 Prozent Sonne, 0,9 Prozent sonstige Fossile.
Wie wir uns da schnell aus Kohle und Kernkraft verabschieden wollen, wenn wir auch auf die Kernkraftenergie verzichten wollen, die wir aktuell importieren, ist mir ein Rätsel. Atomstrom gilt als noch schlimmer als Strom, der aus Kohle erzeugt wird.
Schon als Kind war ich davon überzeugt, dass wir alternative umweltfreundliche Energien brauchen und trat kämpferisch dafür ein. Als Erwachsene sehe ich das genauso UND schaue genauer hin – was davon hat denn einen guten CO2 Footprint – was davon ist denn Kreislaufwirtschaft?
Wenn wir ehrlich sind, fehlt uns noch die Spitzenlösung. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir auch eingestehen, dass alle Alternativen, die sich uns bieten, ob der Strom aus Russland, aus Katar, der aus Fracking gewonnene Strom aus den USA oder der Atomstrom der europäischen Nachbarn nicht wirklich glücklich machen. Und wenn wir ehrlich sind, gibt es selbst beim Strom aus Wind ein paar unschöne Haken.
Ja, natürlich, wir heizen ab jetzt nur auf 19 Grad, tragen im Winter auch drinnen warme Unterwäsche und dicke Pullover. Das sage ich nicht süffisant, sondern ganz ernst – ja, das sollte man sowieso machen. Das mache ich, seit ich klein bin. Aber das reicht noch lange nicht.
Wir brauchen wirklich nachhaltige, innovative, ressourcenorientierte, alternative Stromerzeuger. Wir brauchen eine Förderung der Forschung auf diesem Gebiet, und zwar einschließlich der Arten der Stromgewinnung, die aktuell verpönt sind – denn ohne Forschung wird auch nicht klar sein, ob bzw. wie eine saubere Lösung dieser Energielieferanten – und die Ver- bzw. Entsorgung der bisher angefallenen Abfälle aussehen könnte. Diese Forschung hinkt zumindest in Deutschland stark hinterher.
Und wir brauchen einen ehrlichen Diskurs über Energielieferanten, ihre Nachhaltigkeit und ihren CO2-Footprint ebenso wie eine transparente Informationspolitik, fern von Dramaturgie, die den Bürger ernst nimmt mit seinen Ängsten.