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Deutschlands Energiekrise kam mit Ansage

Deutschland befindet sich in einer herausfordernden Situation. Die Energiekrise bereitet vielen Bürgern Sorgen, schließlich steigen die Gaspreise seit Monaten. Trotzdem ist der jetzige Zustand keine Überraschung. Im Gegenteil: Er kam mit Ansage.

Die ältere Generation mag sich dieser Tage wie bei Zurück in die Zukunft fühlen. Es seien allerdings ca. 80 Jahre, so ein Mann vor ein paar Tagen zu mir, es sei 1947 gewesen, als ihm per Post eine Verwarnung zugestellt wurde, die den Betreff hatte: „Übertretung des Befehls zur Einschränkung des Stromverbrauchs“.

Einschneidend sei das gewesen. Man habe ja gewusst, dass es bei einer Wiederholung Bußgelder pro KwH gab und zudem noch eine Stromsperrung für einen Monat. Vor ein paar Jahren hätte man dieser Geschichte wahrscheinlich wenig Beachtung geschenkt: „Ja, Ihr, damals!”, hätte man milde lächelnd gesagt.

 

Deutschland ist in einer herausfordernden Situation

Aber so schnell kann es gehen – und da sind wir wieder. Deutschland ist aktuell in einer definitiv herausfordernden Situation. Eine Tatsache interessiert zwar die meisten nicht: Doch der aktuelle Zustand kam mit Ansage.

Seit Jahren schon musste jedem klar sein, der sich mit der Energiepolitik näher befasste, dass die Abhängigkeiten, in die sich Deutschland bewegt hatte, keine guten Ausgangsvoraussetzungen sind – und zwar für viele Szenarien.

1. Die Gas-Abhängigkeiten von Russlandals einem Land, das schon 2014 mit der Annexion der Krim zeigte, dass ihm der aktuelle geographische Einflussbereich nicht ausreicht. Die Versuche, militärisch in fremde Lufträume aufzutauchen, wurden von anderen Ländern mit entsprechenden Handlungen und Vorkehrungen beantwortet. Deutschland zeigte sich davon relativ unbeeindruckt und hielt weiterhin alternativlos und mit einseitigen Abhängigkeiten an seiner Allianz fest.

 

Das Problem ist mit der Abschaltung der AKWs nicht gelöst

2. Über den Bezug von Atomstrom von europäischen Nachbarn wird nicht gern gesprochen. Seit ich als Kind „Atomkraft – nein, danke“-Aufkleber auf Familienfeiern, von Stirnrunzeln und gequältem Lächeln begleitet („Eure Kleine ist ja putzi“”), verteilte, sind ein paar Jahre vergangen. Zum Ziel des Ausstiegs wäre es gut gewesen, die Forschung zum Umgang mit Atommüll, zu dessen Verringerung und Vermeidung spätestens seitdem mit voranzutreiben.

Denn das Problem ist mit der Abschaltung der Reaktoren nicht gelöst. Seitdem wir älter sind, wissen wir, dass die Dinge nicht automatisch verschwinden, weil wir sie nicht mehr sehen, wenn wir die Hand vor unsere Augen halten. Auch wenn es uns nicht gefällt.

Ein Nachrichtenmagazin zitiert dazu den Umweltaktivisten Ralf Fücks unter dem Titel „Warum Deutschland den Fortschritt verlernt hat“ – denn: Fortschritt heißt nicht, Sackgassen zu bauen. Fortschritt heißt, neue Wege zu finden. Mal werden das Abkürzungen sein, mal Umleitungen.

Während grundsätzlich kritisch eingestellte Deutsche überlegen, was dabei alles schiefgehen kann, warum man etwas nicht probieren sollte, und wenn, dann nur mit erheblicher Bürokratie, währenddessen sind andere Länder schon längst am Ausprobieren, Entwickeln, Ausbauen, Forschen.

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Wir versprechen uns viel von Windenergie

3. Unsere Solarentwicklung und -produktion ist nach dem Ende der Subventionen im eigenen Land quasi nicht mehr existent. Das Pendant blüht nun in China– dort gibt es für uns beziehbare Produkte zu attraktiven Preisen nach dem alten Modell, eigene Produktion in das Ausland zu verlagern, um Kosten zu sparen. Das verlängert Lieferketten, stärkt Abhängigkeiten und ist wenig nachhaltig. Aber gut für die Jahresbilanz.

4. Von Windenergie und anderen alternativenEnergieformen versprechen wir uns viel. Genauer hinschauen ist da nicht immer angenehm. Denn die Energiebilanz bestimmter Windräder ist ernüchternd – von Cradle to Cradle, also Kreislaufwirtschaft, ganz zu schweigen, wenn man an den Sondermüll denkt, den einige Fabrikate produzieren.

Der NDR spricht gar von 20.000 Tonnen Sondermüll, die laut Experten jährlich allein bundesweit bei der Entsorgung der Rotorblätter alter Windkraftanlagen entstehen.

Ich bin seit meiner Kindheit eine Verfechterin des Kaltduschens

Zurück zur aktuellen Situation: Die Politik hat sich verkalkuliert – aber das ist keine Entwicklung der letzten Monate, sondern der letzten Jahre. Was es jetzt zu tun gilt, ist eine Richtungswende mit einem klaren strategisch unterlegten Konzept, das gesamtsystemisch alle wichtigen Beteiligten miteinbezieht und nachhaltig langfristige Wege und Lösungen aufzeigt.

Wenn Politiker dann den BürgerInnen raten, ihr Reinigungsritual von Badewanne und Dusche auf Waschlappen zu verlagern und den Kühlschrankinhalt auswendig zu wissen, um auf das Licht darin verzichten zu können, mutet das an wie ein Rat aus dem Bestellkatalog „Die Kluge Hausfrau“.

Und während ich selbst von Kindheit an eine Verfechterin des Kaltduschens bin und des dicken Pullovers mit dem Tee zum Händewärmen im Winter, spüre ich eine leise Sorge angesichts der Tipps. Nicht, dass ich fürchte, die Politiker hätten keine weiteren als die zwei.

Ich fürchte das Steckenbleiben im Mikrokosmos. Und verstehen Sie mich nicht falsch: Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an – jeder Babystep ist ein Schritt in die richtige Richtung.

 

Die Bürger dieses Landes haben eine Perspektive verdient

Von Politikern allerdings erwarte ich, dass ich den Blick für das große Ganze vermittelt bekomme, dass ich das Gefühl bekomme, dass die Politiker nicht das kumulierte Fragezeichen aller Bürgerinnen sind, sondern weiterdenken.

Ein lautes Ja zum Waschlappen, zum dunklen Kühlschrank, zum Aus für alle Standbys, zur maximalen Raumtemperatur, zu flächendeckenden Photovoltaikanlagen und Solarpaneln. Aber es braucht mehr. Die BürgerInnen dieses Landes haben Perspektive verdient, sie wollen ein klares Konzept sehen, dass zukunftstauglich ist.

 

Anabel Ternès

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