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Geoengineering: Die riskante Technik, die unser Wetter lenken soll

Die Temperaturen steigen weltweit auf Rekordwerte, Naturkatastrophen nehmen zu, und traditionelle Klimaschutzmaßnahmen reichen oft nicht aus. Geoengineering – die gezielte technische Veränderung des Klimas – rückt immer mehr ins Zentrum der Debatte. Ist es eine Revolution oder ein riskantes Experiment? Hier erfährst du, welche Technologien aktuell diskutiert werden, welche Risiken sie bergen und welche realen Entwicklungen es bereits gibt.

Warum wird Geoengineering immer relevanter?

2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) lagen die globalen Durchschnittstemperaturen 1,45°C über dem vorindustriellen Niveau. Politische Maßnahmen zur Emissionsreduktion sind oft zu langsam, während Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren Millionen Menschen bedrohen. Geoengineering verspricht schnellere Lösungen – aber mit welchen Folgen?

Die wichtigsten Geoengineering-Technologien im Überblick

1. Stratosphärische Aerosolinjektion (SAI)

Ein Konzept, das an Vulkanausbrüche erinnert: Durch das Einbringen von Schwefelpartikeln in die Stratosphäre könnte Sonnenlicht reflektiert und die Erderwärmung verlangsamt werden. Die Harvard University testet dies im Rahmen des SCoPEx-Projekts, das von Bill Gates mitfinanziert wurde. Die Idee ist nicht neu – bereits der Ausbruch des Mount Pinatubo 1991 kühlte die Erde um 0,5°C ab. Aber: Die langfristigen Folgen für das Wettergeschehen sind unklar, und ein abruptes Ende der Maßnahmen könnte einen rapiden Temperaturanstieg auslösen.

2. Marine Cloud Brightening

Hier geht es darum, Wolken aufzuhellen, damit sie mehr Sonnenlicht reflektieren. Das University of Washington Marine Cloud Brightening Project experimentiert mit Meerwasseraerosolen, um die Meeresoberflächentemperatur zu senken. Erste Simulationen zeigen, dass dies Küstenregionen kühlen könnte. Allerdings könnten sich die Regenmuster verschieben – mit potenziell negativen Folgen für landwirtschaftliche Regionen.

3. Direkte CO₂-Abscheidung (Direct Air Capture, DAC)

Die Entfernung von CO₂ direkt aus der Atmosphäre wird bereits von Firmen wie Climeworks (Schweiz) und Carbon Engineering (Kanada) vorangetrieben. In Island filtert eine Climeworks-Anlage jährlich 4.000 Tonnen CO₂ aus der Luft und speichert es in Basaltgestein. Das Problem: Die Technologie ist extrem teuer – etwa 600 Dollar pro Tonne CO₂ – und benötigt große Energiemengen.

4. Künstliche Verwitterung

Hierbei werden Gesteinsmehle wie Olivin oder Basalt über Landflächen verteilt, um CO₂ durch chemische Reaktionen zu binden. Project Vesta testet diesen Ansatz in der Karibik. Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Methode effizient sein könnte – jedoch sind großflächige Anwendungen logistischer und ökologischer Natur schwierig.

5. Ozeandüngung

Durch das Einbringen von Eisen in Meeresregionen soll das Wachstum von Algen gefördert werden, die CO₂ aufnehmen. Experimente wie das LOHAFEX-Projekt (Deutschland/Indien) zeigen, dass dieser Ansatz funktioniert – doch die Auswirkungen auf marine Ökosysteme sind unvorhersehbar, weshalb große Feldversuche gestoppt wurden.

Hier erfahren Sie mehr über Geoengineering und seinen Einfluss auf unser Wetter.

Die Risiken und Herausforderungen von Geoengineering

1. Unerwartete Nebenwirkungen

Technologien wie SAI könnten Wetterphänomene verändern, etwa den Monsun abschwächen und Dürren in Afrika oder Asien auslösen. Eine Studie der National Academy of Sciences warnte, dass kleinste Änderungen das gesamte Klimasystem destabilisieren könnten.

2. Politische Spannungen

Was passiert, wenn ein Land unilateral Geoengineering einsetzt? China und die USA investieren in Solar Geoengineering, doch ohne globale Regulierung könnte dies zu Konflikten führen. Das Beijing Institute of Technology untersuchte, wie sich einseitige Maßnahmen auf Nachbarstaaten auswirken könnten – mit besorgniserregenden Ergebnissen.

3. „Moral Hazard“-Effekt

Geoengineering könnte als Ausrede dienen, um Emissionsreduktionen zu verzögern. Der Environmental Defense Fund warnte bereits 2012, dass einige Regierungen oder Unternehmen auf technologische Lösungen setzen könnten, statt konsequent CO₂-Emissionen zu reduzieren.

Blick in die Zukunft: Was kommt als Nächstes?

Großbritannien und die USA treiben die Forschung massiv voran. Das SCoPEx-Experiment wurde nach öffentlichen Protesten vorübergehend gestoppt, während Unternehmen wie Global Thermostat private Investitionen in CO₂-Absorptionstechnologien erhöhen. Es bleibt abzuwarten, ob Geoengineering eine Notlösung oder eine ernsthafte Option für den Klimaschutz wird.

Eines ist klar: Wir stehen erst am Anfang dieser Debatte – und die Entscheidungen, die wir heute treffen, könnten unser Klima für Jahrzehnte prägen.

Fazit

Geoengineering bietet faszinierende, aber riskante Lösungen für den Klimawandel. Während einige Technologien vielversprechend sind, bergen sie auch erhebliche Gefahren. Ob sie die Zukunft des Klimaschutzes bestimmen oder nur eine theoretische Notlösung bleiben, hängt von weiteren Forschungen und politischen Entscheidungen ab. Die Debatte ist in vollem Gange – und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben.

Anabel Ternès

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